Gründungsgeschichte
Von August bis September 2015 sind auf dem Hamburger Messegelände in einer der Hallen rund 1.200 Geflüchtete untergebracht. In der Halle mangelte es massiv an Grundversorgung und vor allem an Privatsphäre. Bewohner*innen aus dem Karoviertel gründen spontan bei einer Stadtteilversammlung die Initiative“ Refugees Welcome Karoviertel“. Unser Verein, damals noch Baschu e.V., übernimmt die Trägerschaft und die gesamte Spendenlogistik. Dadurch schafften wir es, in nur wenigen Tagen ein unglaubliches Versorgungsnetzwerk mit insgesamt 16 Arbeitsgruppen einzurichten und Spenden zu sammeln. In einem extra eingerichteten Zelt konnten wir unsere Arbeit beginnen. Das Kinderprogramm Erstaufnahmen war geboren.
Nach 8 Wochen schließen die Messehallen und unser Kinderprogramm folgt den Kindern in einen Baumarkt in Bergedorf. Hier kommt uns zum ersten Mal die Idee: Warum unser Kinderprogramm nicht auch an anderen Unterkünften anbieten? Wir starten das zweite von noch vielen folgenden Kinderprogrammen an einer anderen Unterkunft. Gleichzeitig entwickelt sich am Hauptbahnhof ein neuer Brennpunkt. Bis zu 2000 Menschen kommen dort täglich an und werden ausschließlich von Ehrenamtlichen rund um die Uhr versorgt. Auch hier übernehmen wir die Spendenabwicklung, versorgen Essensaufgabe und Kinderversorgung mit dem Nötigsten. Ehrenamtliche gründen das Teemobil, das abends in Erstaufnahmeeinrichtungen Teestunden für Geflüchtete anbietet. Die in den Messehallen entstandene Kleiderkammer wächst stetig und weitet ihr Angebot auf ganz Hamburg aus. Die Initiative „Westwind – Fahrräder für Geflüchtete“ erhält für „Refugees Welcome Karoviertel“ zwei Container für die Spendenannahme, die auf dem Gelände der Rindermarkthalle aufgestellt werden. All diese Initiativen wurden bis zu ihrer Selbstständigkeit von uns als Trägerverein unterstützt.
Aus der Idee, mit dem Weihnachtsmann und kleinen Geschenken einen Willkommensgruß zu etablieren wurde unsere alljährliche Weihnachtsaktion. Im November 2015 riefen wir großangelegt zu Spenden auf. Mit einer Vielzahl an Ehrenamtlichen sortierten wir Spendenkartons nach Alter und Geschlecht, stellten diese für Unterkünfte zusammen und lieferten sie aus. Langsam wird uns bewusst, dass dies ein längerfristiges Engagement sein wird.
2016 stellen wir das erste Mal Bundesfreiwillige ein: Sam aus Afghanistan und Mohammad aus Syrien. Zeitgleich ziehen wir in unsere ersten Büroräume im Karoviertel. Kurz darauf folgt unsere erste 450€-Kraft. Damit ist der Grundstein gelegt für eine echte Organisationsstruktur. Die wir auch in unseren Kinderprogrammen umsetzen. Wir bieten Hausaufgabenhilfe und unterstützen bei der Vermittlung von Vormündern für unbegleitete minderjährige Geflüchtete. Aus einem Besuch an einem Hamburger Gymnasium, bei dem Mohammad von seiner Flucht erzählte, entsteht das Projekt „Walk in my shoes“, bei dem Geflüchtete von ihrer Flucht erzählen und Kinder spielerisch Aspekte der Flucht erfahren können. Für diese Arbeit haben wir den Fairwandler-Preis der Karl-Kübel-Stiftung bekommen und waren Finalistinnen des Integrationspreises der Hertie Stiftung.
2018 benennen wir uns von Baschu e.V. in Kids & Welcome e.V. um. Inzwischen haben wir 6 Festangestellte und 10 Bundesfreiwilligendienstleistende. 2020 werden wir von größeren NGOs wahrgenommen, Unicef und War Child kontaktieren uns, um sich über die Situation von geflüchteten Kindern in Hamburg zu informieren. Seit 2021 kooperieren wir für mehrere Projekte mit War Child. Seit 2022 sind wir Kooperationspartner von Plan international.
Unser erster Bundesfreiwilligendienstleistender Sam hat seine Ausbildung im Hotelfachgewerbe abgeschlossen und arbeitet im Madison Hotel. Mohammad ist 2023 im letzten Ausbildungsjahr in der IT der Beiersdorf AG in Hamburg.
2022 waren wir wieder in den Messehallen. Diesmal wissen wir genau, was zu tun ist. Wir kennen traumasensible Arbeit mit Kindern und können, auch dank der schnellen Unterstützung durch unser Netzwerk, flexibel und spontan auf die Bedarfe der Kinder reagieren.