Heute

Traumasensible Kinderprogramme

In Hamburger Unterkünften für geflüchtete Menschen bieten wir feste Programme für Kinder und Jugendliche an. Wir basteln, malen, tanzen und spielen. Gemeinsam mit Kooperationspartnern organisieren wir Ausflüge, Kreativprojekte und Sportkurse. Seit 2022 haben wir mit Hilfe unserer Kunsttherapeutinnen Nele und Eunice unser Inhalte traumasensibler gestaltet.

Dabei kommt eine feste Gruppe aus Festangestellten und Ehrenamtlichen ein bis mehrmals die Woche für 2-3 Stunden in die Unterkünfte. Es gibt ein Kreativangebot, z.B. einen Maltisch oder angeleitete Bastelaktionen, ein Bewegungsangebot, bei dem wir einen Motorik Parkour aufbauen oder mit den Kindern tanzen oder einem unserer beliebten Classics: Riesenseifenblasen, Slackline und Ballspiele.


Öffentliche Unterkünfte sind keine Orte für Kinder, sie sind auf Unterbringung ausgelegt und die Bedürfnisse von Kindern werden nicht berücksichtigt. Zudem liegen sie oft in sehr abgelegenen Industriegebieten, sodass es den Familien nicht möglich ist, ihre Freizeit außerhalb der Unterkunft zu gestalten. Deswegen spielen, malen, basteln, tanzen wir mehrmals in der Woche vor Ort mit den Kindern.

Hier wirken wir in mehrere Richtungen: Die Kinder werden beschäftigt und lernen eigenständig zu spielen. Genauso wichtig ist das Herantasten an Regeln und Abläufe, wie sie ihnen in Schule und Kita begegnen werden. In unseren Kinderprogrammen erleben die Kinder mehrmals die Woche einen Safe Space, in dem sie einfach nur Kind sein dürfen. In den Unterkünften sind die Kinder belastenden Situationen ausgesetzt, denen sie ausserhalb der Unterkünfte nicht begegnen.

Ein als Weihnachtsmein verkleideter junger Mann übergibt ein Geschenk an ein Kleindkind, das auf dem Arm der Mutter gehalten wird

Aus unserer spontanen, etwas chaotischen Weihnachtsaktion in 2015 haben wir in 7 Jahren eine schöne Tradition entwickelt, bei der wir bis zu 2500 Kinder beschenken.Wir möchten, dass der Weihnachtsmann zu allen Kindern, unabhängig von Religion und Herkunft, kommt und sich somit kein Kind aus der allgemeinen Weihnachtsfreude ausgeschlossen fühlt.

Wir packen altersgerechte Geschenktüten, die alle einheitlich und auf die Bedürfnisse von geflüchteten Kindern in Unterkünften angepasst sind.

„2019 hatte ich meine erste Verteilung in der Unterkunft am Ankerzentrum Bargkoppelstieg. Es fiel mir schwer mir vorzustellen, dass an diesem Ort, an dem Abschiebungen vorgenommen werden und die Menschen teilweise zu acht in Räumen schlafen mussten, so etwas wie Weihnachtsstimmung aufkommen sollte. Mit mir waren die Ehrenamtlichen des Unterkunftsbetreibers und mein Kollege Henok aus Eritrea, der spontan zum Weihnachtsmann erklärt wurde. Zu meiner Überraschung war Henok das Konzept „Weihnachtsmann“ unbekannt. Trotzdem warf er sich mutig das Kostüm und den etwas muffeligen Bart über und marschierte Richtung Weihnachtsfeier, um irgendetwas zu improvisieren. Mehr lesen

Per Mikro rief er die Namen der Kinder auf, die schüchtern nach vorne kamen und ihr Geschenk entgegennahmen. Für mich überraschend erlangte Henok sofort Rockstarstatus und musste bei jeder Familie mit aufs Selfie. Den Teenagern war die Veranstaltung zu uncool, aber nach der Verteilung kam ein 17jähriger zu mir und fragte schüchtern, ob es auch was für ihn gäbe. Und ja, das gab es, sogar etwas Besonderes: wir hatten Pflegesets für Männer mit einem Kopfhörer. Begeistert nahm er seine Tüte in Empfang, sagte allen Kumpels Bescheid und so konnten wir auch diese Tüten verteilen.

Im Anschluss gab es zu Weihnachtsmusik eine kleine Feier mit Buffet und als ich die glücklichen Kinder und ihre entspannten Eltern sah und das Gefühl allgemeiner Zufriedenheit auf mich wirken lassen konnte, musste ich zugeben, dass, entgegen meinen Befürchtungen, gerade in dieser traurigen Unterkunft so etwas wie Besinnlichkeit aufgekommen war.“